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Ambivalenzen:
David Lehmanns Malerei ist nie nur Malerei, denn seinen
Gemälden
sind immer und sehr explizit Diskurse über Malerei, ihre
Geschichte(n) sowie ihre inhaltlichen und technischen
Möglichkeiten
immanent. In farb- und formintensiven Bildern, denen tiefer Ernst und
hauchfeinem, leichtfüßigen Witz
gleichermaßen eingeschrieben sind,
widmet sich David Lehmann einem breitgefächerten, aber nie
beliebigen Themenspektrum für das er gekonnt verschiedene
Ausdrucksformen und Malereitechniken nutzt. Versiert kommen hierbei
altmeisterliche Techniken der Malerei zur Anwendung, die sich durch
Überlagerungen beizeiten gegenseitig zu übertrumpfen,
aber dadurch
beizeiten auch geradezu zu demontieren scheinen.
Somit entsteht eine
lustvolle Malerei, die immer auch - sehr kalkuliert - ein wenig mit
Ideen des potentiellen Scheiterns kokettiert. Hierbei verwebt David
Lehmann klassische Themen und Mythen der Kunst(-historie),
insbesondere der Malerei, mit aktuellen gesellschaftspolitischen und
zeitgeschichtlichen Sujets sowie deren kulturelle Bezugssysteme. In
die dadurch entstehenden Bildwelten sind die Grenzverläufe
zwischen
(vermeintlich) individuellen und kollektiven Narrativen des Realen
sowie des Fiktionalen bewusst verwischt und vermischt.
Authentizitätsprojektionen mit denen Kunst, insbesondere
Maler(ei)
häufig konfrontiert ist nährt und bricht David
Lehmann mit einer
gehörigen Prise (Selbst-)Ironie sozusagen innerhalb eines
Pinselstrichs. So beispielsweise ist eines der wiederkehrenden Motive
Lehmanns der Maler als männliches Subjekt, der sich der
Klaviatur
der künstlerischen und sozialen Seduktionsprinzipien bewusst
ist,
sie beherrscht, ihnen aber auch misstraut.
Auch geprägt vom
Wissen
um das legendenhafte, trügerische und in gewisser Weise
Unzeitgemäße
jenes Mythos der virilen Künstlerfigur lässt David
Lehmann sein
vermeintlichen Alter Ego von der Leinwand auf die Welt (oder
umgekehrt) kucken. Angelegt manchmal als Allwissender, manchmal als
Zweifler, aber immer als Bonvivant ist jener Kunstfigur jedoch nie
die harte und ernsthafte Arbeit des Malers beim Malen anzusehen.
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Ulrike
Kremeier, Direktorin Brandenburgisches Landesmuseum für
moderne
Kunst |
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